Logische Argumentation in der Alltagssprache

Nachdem wir den Begriff logische Argumentation definiert haben wollen wir ein Blick auf die Anwendung werfen.alltagsprache

Nun ist zu beachten, dass die natürliche Sprache nicht zu dem Zweck geschaffen wurde der logischen Argumentation zu dienen. Dementsprechend gibt es auch keine unfehlbare Methode diese natürliche bzw. Alltagssprache zu formalisieren, also eindeutige Regeln anzugeben, wie ein alltagssprachlicher Aussage logisch anzugehen ist. Es gibt jedoch bestimmte Strukturen (zum Beispiel die Grammatik) und Schlüsselwörter, die häufig mit bestimmten logischen Operationen in Zusammenhang stehen, etwaige Zuordnungen sind aber keinesfalls eindeutig.

Beispiel:

Voraussetzung 1: In einem perfekten Vakuum gibt es nichts.

Voraussetzung 2: Nichts ist schneller als das Licht.

Schluss: In einem perfekten Vakuum gibt es schnelleres als das Licht.

Das ist natürlich so nicht richtig, hier wird "nichts" für unterschiedliches gebraucht, einmal für das nicht vorhanden sein von Materie in einem Vakuum, das zweite mal um eine prinzipielle Unmöglichkeit der Überschreitung der Lichtgeschwindigkeit zu beschreiben. Wir müssen also aufpassen, wenn wir mit Sätzen rein formal agieren wollen.

Wir haben im ersten Kapitel eine logische Argumentation als ein Satzgebilde definiert, dass aus Voraussetzung und Schluss besteht, welche klar voneinander unterscheidbar sind.

Zuallererst wollen wir also nach einer solchen Unterscheidungsmöglichkeit suchen. Dabei stellen wir fest, dass Voraussetzungen mit "weil" eingeleitet werden können und Schlüsse mit "deshalb".

Beispiel:

Weil alle Menschen sterblich sind und weil Sokrates ein Mensch ist, deshalb ist Sokrates sterblich.

Wenn ich also mit einer Argumentation konfrontiert werde, so kann ich versuchen diese Argumentation so umzustellen, dass alle Teilsätze mit weil oder deshalb eingeleitet werden, damit ich unterscheiden kann, ob ich den Teilsatz nun als eine Voraussetzung oder ein Schluss ansehen möchte. Würde ich die Zuordnung von weil und deshalb ändern, so wäre die Argumentation eine ganz andere.

Beispiel:

Weil Sokrates ein Mensch ist und weil Sokrates sterblich ist, deshalb sind alle Menschen sterblich.

Dies wäre kein logisch zwingender Schluss, sondern bloß ein logisch möglicher.

Es ist natürlich ungewöhnlich weil und deshalb im gleichen Satz zu verwenden und wir tun das auch nur, um uns die zugrundeliegende Argumentation zu verdeutlichen.

Beispiel:

Das sind insgesamt nur 4 Punkte. Zum Bestehen brauchst du aber 10 Punkte. Du hast den Test nicht bestanden.

Weil das insgesamt nur 4 Punkte sind und weil du zum Bestehen aber 10 Punkte brauchst, deshalb hast du den Test nicht bestanden.

Voraussetzung 1: Das sind insgesamt nur 4 Punkte.

Voraussetzung 2: Zum Bestehen brauchst du aber 10 Punkte.

Schluss: Du hast den Test nicht bestanden.

Der wesentliche Unterschied zwischen einem Schluss der mit "weil, deshalb" dargestellt werden kann und einem, der der nur mit "wenn, dann" dargestellt wird, ist das der letztere nur formal gültig sein muss, eine Argumentation mit "weil, deshalb" aber sowohl formal als auch faktisch gültig sein muss.

Beispiel:

Wenn die Ampel grün ist, dann solltest du fahren.

ist eine völlig andere Aussage als

Weil die Ampel grün ist, deshalb solltest du fahren.

"Wenn, dann" beschreibt eine allgemeine Regel, deren Voraussetzungen zutreffen können oder auch nicht. Erst dann, wenn der "wenn" Teil auch wahr ist, ist dies eine Argumentation für die Anwendung dieser Regel. "Weil, deshalb" setzt hingegen voraus, dass die Voraussetzungen wahr sind. Es können auch ähnliche Schlüsselwörter verwendet werden, statt "weil" zum Beispiel "da". Es kommt auch vor, dass die Schlüsselwörter weggelassen werden.

Zusammenfassung:

Die Sprache enthält bestimmte Schlüsselwörter und Strukturen, die das Erkennen einer logischen Argumentation erleichtern können, aber nicht unfehlbar sind. "weil, deshalb" kann Voraussetzung von Schlüssen trennen, "wenn, dann" stellt hingegen eine allgemeine Regel da, die faktisch nicht erfüllt sein muss. Erst wenn der "wenn" Teil auf etwas faktisch gültiges angewandt wird, ist sie äquivalent zu einer "weil, deshalb" Aussage.

Aufgabe:

Fügen Sie in die folgenden Argumentationen die Schlüsselwörter ein.

1) Es ist bewölkt. Dass es bald regnen könnte ist nicht unwahrscheinlich.

2) Der Akku muss defekt sein. Obwohl ich ihn auflade, funktioniert er nicht.

3) Eine Partei, die die absolute Mehrheit hat, braucht keinen Koalitionspartner.

4) Die A-Partei hat die absolute Mehrheit, sie braucht keinen Koalitionspartner.

Lösung:

1 Kommentar

Informative und sich interessant lesende Website. Weiter so.

Allerdings finden sich hier und dort Rechtschreibfehler - besser Korrekturlesen.

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